Duplodebakel

Als ich aus dem Supermarkt komme, fällt mir ein, dass ich noch ein Paket abholen muss. Und manchmal habe sogar ich Glück: der Himmel schickt mir einen Parkplatz direkt vor dem Kiosk, in dem der DHL Shop beheimatet ist. Offensichtlich ist gerade Happy Hour für Paketabholer. In dem winzigen Raum vor mir stehen vier Menschen, den Paketschein wie eine Einlasskarte ins Paradies vor sich haltend, in erstaunlich braver Reihe. Der Kioskmann ist klein und freundlich. Jeden Straßennamen liest er einmal laut vor und ich habe das Gefühl, er könnte auch zu jedem eine kurze Geschichte erzählen, die er nur deshalb verschluckt, um die Happy Hour nicht zu gefährden und eine zügige Paketausgabe zu gewährleisten. Die Atmosphäre ist ungewöhnlich nett für einen Kiosk. Hinter mir sind drei weitere Abholer hinzu gekommen. Unglaublich. Ich bin an der Reihe und lege dem Kioskmann mit heiterer Miene meinen Paketschein auf den Tresen. Gleich wird er den Straßennamen lesen, denke ich. Doch stattdessen greift er mit freundlichem Blick zu einem Duplo und beginnt es zu essen. Seine Augen ruhen dabei aufmerksam und einladend auf mir. Muss ich etwas sagen? Bestimmt ist es unhöflich gewesen, nur „Guten Tag“ zu sagen und den Schein zu reichen. Aber hatten denn die anderen mehr gesagt? Und selbst wenn es unhöflich war, ist das ein Grund, nicht zu reagieren und vor mir Süßkram zu futtern? Das Duplo ist beim dritten Biss weg. Hinter mir spüre ich Unruhe. Komischer Kerl. Es knuspert noch leicht, als er „Danke“ sagt und mich wieder mit fragendem Blick taxiert. Kurz fühle ich mich matt. „Ja, also, das Paket hätte ich dann bitte gern.“ Er lächelt. Dann zeigt er auf meine linke Hand:“Dafür brauche ich Ihren Paketschein.“ Ich blicke auf meine Hand, in der selbiger ruht. Auf den Tresen gelandet war das Duplo, welches ich kurz zuvor im Supermarkt an der Kasse noch schnell gekauft hatte ….

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