„Ah! Du bist da! Ich dachte du wärst noch in Rom.“
„Wien.“
„Wien? Warum bist du in Wien?“
„War. Ich war in Wien, Mia.“
„Nicht in Rom? Naja, auch egal. Ich verwechsle da bestimmt was.“
„Bestimmt. Warum rufst du an, wenn du denkst, dass ich gar nicht da bin?
„Weil es eh egal ist. Ich kann ja auch auf das Band sprechen. Ist fast gleich.“
„Ist was passiert?“
„Mir? Nein. Dir?“
„Nein. Jetzt lass dir halt nicht alles aus der Nase ziehen.“
„Was bist du denn so kratzbürstig? Ich weiß schon, warum ich auf das Band sprechen wollte.“
„Ich bin überhaupt nicht kratzbürstig. Ich meine es ernstlich nett: Soll ich auflegen? Dann rufst du nochmal an und ich geh nicht ran.“
„Meine Güte, was für eine miserable Laune! Hast du zu lang im Kaffeehaus gesessen? Wirklich, es wundert mich kein Stück, dass du so viel alleine bist. Das ist ja nicht auszuhalten. Naja. Was ich dir aufs Band sagen wollte: Hatte ich dir das von Margret erzählt? Dass sie ausgezogen ist? Hatte ich, glaub ich. Jedenfalls ist sie seit zehn Tagen endlich raus aus dem Haus und ihr Götter-Ex ist wieder drin und nun ruft sie jeden Abend bei mir an. Jeden Abend! Und heult mir die Ohren voll. Wirklich, du kennst mich, ich bin nicht dafür gemacht, dass man mir die Ohren vollheult. Aber jetzt kommt das Schärfste. Wenn ich dir das sage, weißt du was los ist. Sie heult wegen der Küche! Hast du sowas schon gehört? Sie vermisst ihre Küche! Sie sagt, die Küche in der neuen Wohnung ginge ihr ans Gemüt. Weil man beim Kochen auf die Wand und nicht aus dem Fenster gucken kann. Ich meine, tausende Menschen gucken auf die Wand beim Kochen! Wie leben die denn alle …? Ich hab ihr gesagt, sie soll halt einfach in den Topf gucken, da sei es auch grün. Dann hat sie geheult!“
„Ich …“
„….bitte dich! Man heult doch noch nicht wegen fehlender Küchenfenster!“
„Hat sie denn gar keins?“
„Natürlich hat sie eins! Nur nicht vorm Herd! Wie tausende andere!“
„Weshalb sie in den Topf gucken soll.“
„Na, Himmel, was soll man denn da sagen? Wenn sie wenigstens ihre Regenwalddusche vermissen würde! Oder den Strandkorb auf der Terrasse.“
„Oder den Mann.“
„Nee!“
„Ja, okay.“
„Wo guckst du eigentlich hin beim Kochen?“
„In den Topf.“
„Mein Gott, bist du übellaunig!“
„Mia! Ich guck wirklich in den Topf!“
„Niemand guckt dauernd in den Topf!“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich dauernd in den Topf gucke.“
„Beim nächsten Mal sprech ich aufs Band. Du bist wirklich nicht auszuhalten! Dabei ist Rom so schön!“
Klick.
„Wien!“